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Verdruss
Ein österreichischer Kanadier, der in der Zwischenzeit ein kanadischer Österreicher geworden ist mit Hauptwohnsitz in der Schweiz, der es mit einer Autoteileproduktion zu einem riesigen Vermögen gebracht hat unter anderem auch deswegen, weil er staatliche Strukturen gut für sich hat nutzen können, möchte in die Politik gehen. Money rules, so einfach und gleichzeitig beängstigend ist seine Auffassung von Demokratie. Dieses Credo ist so faszinierend, dass bereits ausreichend viele Politiker verschiedener Farben ihre Vergangenheit gelöscht haben und begeistert auf den neuen Zug aufgesprungen sind, sodass einem Wahlantritt so gut wie nichts mehr im Wege steht. Ein führender Politiker der aktuellen Regierungskoalition rät dem Industriellen von einem Wahlantritt ab. Warum eigentlich? Fischen sie in den gleichen Gewässern? Das lässt sich noch nicht absehen. Konservative Petrijünger tendieren zu eifriger Tätigkeit in rechtem Brackwasser, wie in letzter Zeit nicht nur in Österreich zu beobachten war. Wie auch immer: Der konservative Parteichef schlägt diesem Neopolitiker vor, die österreichischen Bundesbahnen zu kaufen, der Vorschlag wird tatsächlich ernst genommen, am Ende war er sogar ernst gemeint. Es gibt Momente, wo man die zwar meist schlechte, aber doch vorhandene Ironie und ausufernden Zynismus wegen inflationärer Anwendung zum Teufel schicken möchte, doch solche Situationen irritieren nachhaltig, weil sie vollkommen frei von zwischenzeiligen Elementen sind. Die meinen das ernst. Beide meinen es ernst. Mit der Verkaufs- und der Kaufabsicht.
Nebenbei wird per Volksbefragung darüber entschieden, ob das Land weiterhin ein Bundesheer wie bisher mit der Alternative Zivildienst führen soll oder ein Berufsheer ins Leben rufen soll. Auch wenn die Fürs und Widers gründlich abzuwägen sind: Bei den wenigen sinnvollen Resultaten, so es überhaupt welche gibt, ist es schwer zu glauben, dass diese Regierungskoalition keine Zeit dafür hat. Dass es an Entscheidungskompetenz fehlt, überraschte weit weniger, eine andere Erklärung lässt sich für diese Volksbefragung nicht finden. Und weil auch sonst offenbar genug Zeit bleibt, werden gegenseitig Komplimente wie Inhaltslosigkeit usw. erteilt, um das grandiose Regierungsklima so gründlich zu transportieren, dass auch jene Menschen, die sich weitgehend von politischen Auseinandersetzungen und Unappetitlichkeiten fernhalten, zumindest erreicht werden, damit sie sich bestätigt fühlen können, weiterhin Distanz zu halten. Die Tragödie liegt darin, dass die Vorkommnisse und Skandale, die in diesem Land stattfinden, nicht übertrieben dargestellt werden, wie es einige Politiker nicht müde werden zu betonen, sondern immer noch viel zu entspannt daherkommen. Es wird viel zu wenig gebohrt, gefragt, sich aufgeregt. Im Mittelalter wären gewiss einige Protagonisten bereits über den Jordan befördert worden für ihre Leistungen, hier bekleiden sie nach wie vor mit aller Selbstverständlichkeit politische Ämter, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass Ermittlungen seitens der Staatspolizei laufen oder Urteile, wenn auch nicht rechtskräftige, gefällt worden sind, da fällt nämlich, zumindest vorläufig, die inflationäre Unschuldsvermutung auch flach.
Und auf einem Berg in einem Bundesland ganz unten im Süden, in dem bei einem Unglück die Sonne angeblich vom Himmel gefallen ist, obwohl sie lange vorher bereits untergegangen war, werden asylsuchende Menschen unter erbärmlichen Umständen festgehalten, die eine Innenministerin, die seit Anfang April im Amt ist, im Hochsommer registriert hat, nachdem sie darauf von einer Kabarettistin aufmerksam gemacht wurde. Nun, Anfang September, wurde dieses Objekt geschlossen. Ein Narr, wer glaubt aufgrund der skandalösen Umstände: Der offizielle Grund sind sanierungsbedürftige Fenster.
Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Vielleicht sollte sich die Regierung auch einmal darum kümmern, welch untragbare Zustände landesweit herrschen, denn der Schatten fällt immer auf einen ganzen Staat, nicht nur dorthin, wo es übel riecht. Nachdem das nicht geschieht, müssen sich die Regierungsparteien den Vorwurf gefallen lassen, die Abteilung rechts aussen nach wie vor als potentiellen zukünftigen Regierungspartner warmhalten zu wollen. Vor kurzer Zeit wurde von einem Politologen im Gespräch mit einem Mann, der eindeutig antisemitische Zeichnungen ins Netz stellt und dem Betrachter den Vorwurf macht, den Antisemitismus gefälligst bei sich selbst zu suchen, wenn einer in dieser Zeichnung erkannt wird, ganz richtig festgestellt, dass es der Abteilung rechts aussen nur dann gut geht, wenn es dem Rest nicht so gut geht. So schlecht geht es uns, insgesamt, eigentlich gar nicht, richtig schlecht geht es nur der österreichischen Bundesregierung, und der Rest des Landes muss diesen Quatsch über sich ergehen lassen. Die schwarzhumorige und zynische Seite der morbiden österreichischen Seele mag ja seinen Unterhaltungswert haben, wenn es aber darum geht, einen Staat in Schuss zu halten, der eigentlich die besten wirtschaftlichen Voraussetzungen hat, sollte man den Humor zwischenzeitlich ausklammern und sich darum kümmern, ihn einigermassen im Trockenen zu halten und nicht vollkommen strukturlosen rechten Gesellen überlassen, die ihn womöglich mit demokratiefernen reichen Onkeln untereinander aufteilen, unter der Regie einer Partei, die bereits zu Chauffeuren von Sonnenwägen keine Berührungsängste hatte.
Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von quapan
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Nebenbei wird per Volksbefragung darüber entschieden, ob das Land weiterhin ein Bundesheer wie bisher mit der Alternative Zivildienst führen soll oder ein Berufsheer ins Leben rufen soll. Auch wenn die Fürs und Widers gründlich abzuwägen sind: Bei den wenigen sinnvollen Resultaten, so es überhaupt welche gibt, ist es schwer zu glauben, dass diese Regierungskoalition keine Zeit dafür hat. Dass es an Entscheidungskompetenz fehlt, überraschte weit weniger, eine andere Erklärung lässt sich für diese Volksbefragung nicht finden. Und weil auch sonst offenbar genug Zeit bleibt, werden gegenseitig Komplimente wie Inhaltslosigkeit usw. erteilt, um das grandiose Regierungsklima so gründlich zu transportieren, dass auch jene Menschen, die sich weitgehend von politischen Auseinandersetzungen und Unappetitlichkeiten fernhalten, zumindest erreicht werden, damit sie sich bestätigt fühlen können, weiterhin Distanz zu halten. Die Tragödie liegt darin, dass die Vorkommnisse und Skandale, die in diesem Land stattfinden, nicht übertrieben dargestellt werden, wie es einige Politiker nicht müde werden zu betonen, sondern immer noch viel zu entspannt daherkommen. Es wird viel zu wenig gebohrt, gefragt, sich aufgeregt. Im Mittelalter wären gewiss einige Protagonisten bereits über den Jordan befördert worden für ihre Leistungen, hier bekleiden sie nach wie vor mit aller Selbstverständlichkeit politische Ämter, als wäre es das Normalste auf der Welt, dass Ermittlungen seitens der Staatspolizei laufen oder Urteile, wenn auch nicht rechtskräftige, gefällt worden sind, da fällt nämlich, zumindest vorläufig, die inflationäre Unschuldsvermutung auch flach.
Und auf einem Berg in einem Bundesland ganz unten im Süden, in dem bei einem Unglück die Sonne angeblich vom Himmel gefallen ist, obwohl sie lange vorher bereits untergegangen war, werden asylsuchende Menschen unter erbärmlichen Umständen festgehalten, die eine Innenministerin, die seit Anfang April im Amt ist, im Hochsommer registriert hat, nachdem sie darauf von einer Kabarettistin aufmerksam gemacht wurde. Nun, Anfang September, wurde dieses Objekt geschlossen. Ein Narr, wer glaubt aufgrund der skandalösen Umstände: Der offizielle Grund sind sanierungsbedürftige Fenster.
Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Vielleicht sollte sich die Regierung auch einmal darum kümmern, welch untragbare Zustände landesweit herrschen, denn der Schatten fällt immer auf einen ganzen Staat, nicht nur dorthin, wo es übel riecht. Nachdem das nicht geschieht, müssen sich die Regierungsparteien den Vorwurf gefallen lassen, die Abteilung rechts aussen nach wie vor als potentiellen zukünftigen Regierungspartner warmhalten zu wollen. Vor kurzer Zeit wurde von einem Politologen im Gespräch mit einem Mann, der eindeutig antisemitische Zeichnungen ins Netz stellt und dem Betrachter den Vorwurf macht, den Antisemitismus gefälligst bei sich selbst zu suchen, wenn einer in dieser Zeichnung erkannt wird, ganz richtig festgestellt, dass es der Abteilung rechts aussen nur dann gut geht, wenn es dem Rest nicht so gut geht. So schlecht geht es uns, insgesamt, eigentlich gar nicht, richtig schlecht geht es nur der österreichischen Bundesregierung, und der Rest des Landes muss diesen Quatsch über sich ergehen lassen. Die schwarzhumorige und zynische Seite der morbiden österreichischen Seele mag ja seinen Unterhaltungswert haben, wenn es aber darum geht, einen Staat in Schuss zu halten, der eigentlich die besten wirtschaftlichen Voraussetzungen hat, sollte man den Humor zwischenzeitlich ausklammern und sich darum kümmern, ihn einigermassen im Trockenen zu halten und nicht vollkommen strukturlosen rechten Gesellen überlassen, die ihn womöglich mit demokratiefernen reichen Onkeln untereinander aufteilen, unter der Regie einer Partei, die bereits zu Chauffeuren von Sonnenwägen keine Berührungsängste hatte.
Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von quapan
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[Kolumne/Walter Schaidinger/12.09.2012]
Kolumne/Walter Schaidinger
07.11.2017 Salat Mimosa
05.10.2017 Enttäuscht II
07.09.2017 Enttäuschung
08.08.2017 Presselandschaft Österreich
07.07.2017 Arnulf Rainer
01.06.2017 Schablonen
09.05.2017 Dünne Luft
28.03.2017 Und niemals nicht vergessen!
14.02.2017 Der Weltraum
19.10.2016 Reicht es?
31.08.2016 Folgen
12.07.2016 Cerebrexit
30.05.2016 Alles wird gut?
26.04.2016 ?
31.03.2016 Aus dem Zusammenhang
16.03.2016 The sixth sense
04.02.2016 Vorwurfkultur
03.12.2015 Werte
02.11.2015 Erweiterung
14.09.2015 Parteienverkehr
17.08.2015 Armutsgrenze neu
11.06.2015 Klimawandel
18.05.2015 Österreich
17.04.2015 Steiermark heute
06.03.2015 Älterwerden
06.02.2015 Erkenntnisse
24.11.2014 Schubumkehr
24.10.2014 Zerrspiegelkabinett
15.09.2014 Vorwärts in die Vergangenheit
04.08.2014 Alles in Ooooordnuuuuuuung!
13.06.2014 Feindschaft!
16.05.2014 Zero Tolerance
04.04.2014 Man wird es wohl einmal sagen dürfen!
07.02.2014 10 Jahre Kulturhauptstadt Seiersberg
19.12.2013 Pisa
07.11.2013 Der Tankwart mit dem Buch und andere unvorstellbare Dinge
23.09.2013 Abendland in Christenhand
23.08.2013 Das Sommerloch
24.07.2013 Guten Morgen Österreich
01.07.2013 Steiermark
27.05.2013 Ergebnisse
08.04.2013 Gewählt
22.01.2013 Nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung
10.01.2013 Zuallererst
04.12.2012 Achtung: Zug hält nur bei Bedarf!
25.10.2012 Organscreening
03.10.2012 Rücktrittskultur
12.09.2012 Verdruss
21.08.2012 SCHILDA GRAZ
16.07.2012 In der Mitte liegt gar nichts mehr
27.06.2012 Schichtwechsel
11.06.2012 Oberschicht